Präzisionsflachstahl
Der Begriff Präzisionsflachstahl bezeichnet scharfkantige Stäbe aus Werkzeugstahl mit einem rechteckigen oder quadratischen Querschnitt, feinbearbeiteten Längsflächen und einer entkohlungsfreien Oberfläche. Lieferbar sind in erster Linie Werkstoffe aus dem Werkzeugstahlsortiment: Kaltarbeitsstahl, inklusive Kunststoffformenstahl, Warmarbeitsstahl und Schnellarbeitsstahl. Der Lieferzustand ist üblicherweise weichgeglüht, kann aber in Ausnahmefällen in Abhängigkeit von dem jeweils gewählten Werkstoff variieren. So wird unter anderem der Werkstoff 1.2312 gemeinhin im vergüteten Zustand ausgeliefert. Weitere Wärmebehandlungszustände sind möglich, sofern sie im Vorfeld der Bestellung individuell vereinbart werden. Das Abmessungsspektrum von Präzisionsflachstahl ist sehr umfangreich. Tausende rechteckige und quadratische Standardabmessungen sind von uns für gewöhnlich für Sie kurzfristig aus Werksvorrat zu beschaffen. Der Großteil an Präzisionsflachstahl, der in Deutschland bevorratet und geliefert wird, ist gemäß DIN 59350 normiert. Zusätzlich wird Präzisionsflachstahl nach verschiedenen Werksnormen bevorratet oder speziell nach Ihren Wünschen in Sonderabmessungen gefertigt. Eine Verpackung, die den Präzisionsflachstahl vor Korrosion bewahrt, zählt standardmäßig zum Lieferumfang. Präzisionsflachstahl gilt als Halbzeug, das unter anderem im Werkzeugbau, Maschinenbau, Formenbau und Vorrichtungsbau eingesetzt wird.
Präzisionsflachstahl nach DIN 59350 mit oder ohne Bearbeitungszugabe
Auf dem deutschen Markt findet sich überwiegend Präzisionsflachstahl gemäß DIN 59350. In dieser Norm wird für rechteckigen Präzisionsflachstahl eine feinbearbeitete bzw. geschliffene Dicke mit einer Toleranz von +0,05 / -0 mm sowie eine feinbearbeitete bzw. geschliffene Breite mit einer Toleranz von +0,2 / -0 mm festgelegt. Bei Präzisionsvierkantstahl gilt eine Dickentoleranz von +0,05 / -0 mm. Die erhältlichen Längen sind entweder 500 mm oder 1.000 mm mit einer Toleranz von +5 mm. Ein Ende des Stabes ist jeweils feinbearbeitet und das andere Ende grobbearbeitet.
DIN 59350 hält weiterhin eine Definition für Präzisionsflachstahl mit Bearbeitungszugabe bereit. Demzufolge wird rechteckiger und quadratischer Präzisionsflachstahl in der Dicke und Breite feinbearbeitet bzw. geschliffen mit einer Toleranz von +0,2 / -0 mm. Die Stäbe, deren Länge entweder 500 mm oder 1.000 mm beträgt, sind an einem Ende feinbearbeitet und am anderen Ende grobbearbeitet.
Zusätzlich zu der allgemein gültigen DIN 59350 können die Hersteller Präzisionsflachstahl nach eigenen Werksnormen produzieren. Mögliche Ausprägungen sind gesägte Längen von 1.030 mm, gefräste Breiten oder individuell festgelegte Toleranzen, z. B. eine Breitentoleranz von +0,4 / -0 mm und eine Dickentoleranz von +0,25 / -0 mm. Ferner sind Sonderfertigungen Ihren Vorstellungen gemäß möglich.
Herstellung von Präzisionsflachstahl
Als klassisches Vormaterial für Präzisionsflachstahl dient Blech bzw. Flachstahl. Bei der Herstellung dieses Vormaterials wird in einem ersten Produktionsschritt flüssiger Stahl in eine Blockform gegossen und danach in weiteren Arbeitsschritten zu Platinen verarbeitet. Im Anschluss an diesen Prozess werden die Platinen erhitzt und auf sogenannten Walzstraßen mehrmals gewalzt. Ziel ist hierbei, eine möglichst hohe Maßgenauigkeit und Geradheit des Vormaterials zu erreichen. Im Anschluss an diesen Bearbeitungsprozess wird das Material normalerweise noch geglüht, da Präzisionsflachstahl bei den meisten Werkstoffen im weichgeglühten Zustand angeboten wird. In Vorbereitung auf eine eventuelle Weiterverarbeitung, z. B. in Form von einer zusätzlichen Wärmbehandlung, empfiehlt es sich, die Oberfläche zu entkohlen und zudem die Walzhaut und Glühhaut zu beseitigen. Auf diesem Wege lässt sich nicht nur die Härteannahme von Präzisionsflachstahl verbessern, sondern auch das Risiko von Rissen oder Verzug infolge eines Härtevorgangs minimieren. Wenn der Präzisionsflachstahl weiterhin mehrere Male gründlich gerichtet wird, kann sich ein verbesserter Eigenspannungszustand ergeben.
Vorteile von Präzisionsflachstahl
Präzisionsflachstahl überzeugt durch die Verfügbarkeit einer hohen Anzahl an Maßen mit exakten Toleranzen und einer hervorragenden Oberfläche. Ebenso besitzt Präzisionsflachstahl eine niedrige Winkelabweichung und eine gute Parallelität innerhalb der vorgegebenen Maßtoleranzen. Sowohl die Ebenheit als auch die Rauheit von Präzisionsflachstahl genügen hohen Ansprüchen. Die daraus resultierende, präzise Beschaffenheit von Präzisionsflachstahl bietet Ihnen als Anwender eine sehr genaue Annäherung an die Fertigmaße, obwohl es sich um ein Halbzeug handelt. Ein weiterer Vorteil von Präzisionsflachstahl ist, dass er in einer Vielzahl an Werkstoffen – bevorzugt aus dem Bereich des Werkzeugstahls – und für vielfältige Einsatzzwecke lieferbar ist. Für den Vorrichtungsbau und Werkzeugbau stellt unter anderem 1.2842 einen Standardwerkstoff dar. Bestehen hingegen besondere Anforderungen an die Schnitthaltigkeit, z. B. bei Werkzeug zum Schneiden, Biegen oder Stanzen, so verwendet man eher den Werkstoff 1.2379. Die hohe Qualität von Präzisionsflachstahl vereinfacht und verbessert die Fertigung für den Weiterverwender. So trägt Präzisionsflachstahl dazu bei, dass die Wirtschaftlichkeit optimiert wird. Kosten und Zeit werden beispielsweise reduziert, indem durch die Verwendung von Präzisionsflachstahl auf einzelne Arbeitsprozesse bei der Zerspanung verzichtet werden kann oder sich die Konstruktion für die Arbeitsvorbereitung weniger aufwändig gestaltet. Da die Lagerhalter eine breite Palette an Standardabmessungen und Werkstoffen bevorraten, fallen zudem oftmals relativ kurze Lieferzeiten an.