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1.4876 / 1.4958: Korrosionsbeständige und hitzebeständige Nickel-Eisen-Chrom-Legierung
Der Werkstoff 1.4876 / 1.4958 bzw. X10NiCrAlTi32-20 / X10NiCrAlTi31-20 ist eine nichtrostende, hitzebeständige Nickel-Eisen-Chrom-Legierung. Geläufig ist ebenfalls die Bezeichnung Alloy 800H. Je nach Hersteller und Ausführung besitzt 1.4876 / 1.4958 eine chemische Zusammensetzung von 0,05 – 0,10 % Kohlenstoff, 19,0 – 23,0 % Chrom, 0,5 – 1,0 % Mangan, max. 0,015 % Phosphor, max. 0,01 % Schwefel, 0,2 bis 0,6 % Silicium, 30,0 – 35,0 % Nickel, 39,5 bis 50,0 % Eisen, max. 0,5 % Kupfer, 0,15 – 0,6 % Aluminium, 0,15-0,6 % Titan sowie Aluminium und Titan kombiniert 0,3 – 1,2 %. Durch Begrenzung der Summe von Aluminium und Titan auf max. 0,7 % lässt sich der Zähigkeitsabfall zwischen 500 und 750 °C reduzieren. Für Werkstücke, die öfters Temperaturen von 500 bis 700 °C ausgesetzt sind, eignet sich Alloy 800H besser als seine Variante Alloy 800HT. Eine weitere Variante ist Alloy 800HP / Alloy 800HT bzw. 1.4959 mit abweichender Richtanalyse. Die Korrosionsbeständigkeit und Hitzebeständigkeit sind bei 1.4876 / 1.4958 gewährt. Bei hohen Temperaturen hält der austenitische Edelstahl seine metallurgische Stabilität über längere Zeiträume aufrecht. In bestimmten Temperaturbereichen ist 1.4876 / 1.4958 in schwefelhaltigen oxidierenden, aufstickenden und reduzierenden Medien gut beständig. Insbesondere verfügt 1.4876 / 1.4958 über eine gute Beständigkeit gegen Aufkohlung bis ca. 1000 °C, sofern durch Voroxidation eine schützende, dünne Oxidschicht gebildet wurde. Die Zeitstandfestigkeit bei hohen Temperaturen über 600°C wird durch das Lösungsglühen verbessert. Im lösungsgeglühten Zustand besitzt 1.4876 / 1.4958 bei Raumtemperatur eine Zugfestigkeit von 450 MPa, eine Streckgrenze von min. 170 MPa sowie eine Dehnung von 30% quer und 35% längs.
Zum Lieferumfang der Georg Grimm Edelstahlgroßhandlung GmbH bei der Güte 1.4876 / 1.4958 bzw. Alloy 800H gehört Stabstahl in der Ausführung rund.
1.4876 / 1.4958: Gute Verarbeitbarkeit durch Lösungsglühen
Die Warmformgebung von 1.4876 / 1.4958 hat bei Temperaturen von 1200 – 900 °C zu erfolgen mit anschließendem Quenchen in Wasser oder an der Luft. Für das Warmbiegen ist ein Temperaturbereich von 1150 bis 1000 °C zu wählen. Ein Verweilen bei Temperaturen von 760 bis 540 °C ist möglichst zu unterlassen. Zu erwärmen ist 1.4876 / 1.4958 höchstens auf eine Arbeitstemperatur von 1200 °C im Ofen. Je 100 mm Dicke fällt eine Haltezeit von ca. 60 Minuten an. Alloy 800H besitzt eine gute Duktilität und ist gut kalt und warm umformbar. Verglichen mit anderen austenitischen Edelstählen verfügt Alloy 800H vor allem über eine hohe Neigung zur Kaltverfestigung. Zur Kaltumformung eignen sich geglühte Werkstücke. Stärkere Kaltumformungen können jedoch noch zusätzliche Zwischenglühungen erfordern. Dringend vorgenommen werden sollte eine Glühung bei Verformungen über 10%. Im Zuge der Wärmebehandlung hat das Lösungsglühen bei 1150 – 1200 °C mit schneller Abkühlung unter Wasser zu erfolgen. Bei Stärken von max. 1,5 mm ist zudem eine zügige Luftabkühlung möglich. Im lösungsgeglühten Zustand ist eine maximale Brinellhärte von 192 HB zu erzielen. Die Einsatztemperatur beträgt 600 – 950 °C. Grundsätzlich lassen sich für 1.4876 / 1.4958 alle gängigen Schweißverfahren einsetzen, z. B. WIG-Schweißen, WIG-Heißdraht-Schweißen, MIG/MAG-Schweißen, Plasma-Schweißen, E-Hand-Schweißen, UP-Schweißen oder auch Lichtbogenhandschweißen. Auf ein Vorwärmen oder eine anschließende Wärmebehandlung kann bei Alloy 800H zumeist verzichtet werden. Bei der Verarbeitung ist darauf zu achten, dass das Werkstück lösungsgeglüht, metallisch blank sowie vollkommen frei von Spannung und Schmutz (insbesondere Fett, Markierungen oder Zunder) ist. Bedingt durch die hohe Kaltverfestigung sind bei der spanenden Bearbeitung von 1.4876 / 1.4958 eine geringe Schnittgeschwindigkeit und eine genügende Spantiefe einzustellen. Mithilfe von wasserhaltigen Kühlschmierstoffen ist ferner eine ausreichende Wärmeabfuhr zu gewährleisten. Wenn alle Schweißarbeiten ausgeführt sind, erfolgt zur Sicherheit eine Stabilglühung, da die Wärmeeinflusszonen der Schweißungen besonders rissanfällig sind. Das Beizen sollte in Salpeter-Flusssäure erfolgen und die Beizbäder bezüglich Konzentration und Temperatur sorgfältig überwacht werden. Spanabhebende Bearbeitungen sind vorzugsweise vorzunehmen bei niedrigen Schnittgeschwindigkeiten in lösungsgeglühtem Zustand.
1.4876 / 1.4958: Hitzebeständiger Edelstahl für Ofenbau und chemische Industrie
Der hitzebeständige Edelstahl 1.4876 / 1.4958 verfügt dank seiner guten Verarbeitbarkeit über einen vielfältigen Anwendungsbereich. Allen voran beweist sich Alloy 800H als verlässlicher Partner für Einsätze bei hohen Temperaturen. Vorzugsweise findet 1.4876 / 1.4958 daher Verwendung im Ofenbau, z. B. in Form von Ofenmuffeln. Ebenso wird Alloy 800H genutzt für Brennerkomponenten und Bauteile für Wärmebehandlungsanlagen wie z. B. Wärmetauscherrohre, Halterungen, Körbe und sonstige Behälter im Hochtemperaturbereich. Darüber hinaus erfolgt der Einsatz bei schwefelwasserstoffbeaufschlagten Teilen in der Petrochemie sowie bei Teilen zum Einsatz in der Wasserstofferzeugung. Verbreitet ist die Güte 1.4876 / 1.4958 zudem in der chemischen Industrie. So dient der austenitische Edelstahl der Petrochemie u. a. für Schwefelwasserstoff beaufschlagte Teile. Darüber hinaus verwenden Raffinerien Alloy 800H beispielweise für Flares. Bedingt durch seine hervorragende Beständigkeit gegen Wasserstoffversprödung, Aufkohlung und Aufstickung eignet sich der austenitische Edelstahl 1.4876 / 1.4958 für Einsätze im Kontakt mit Wasserstoff sowie für Dampf/Kohlenwasserstoffreformer, Ethylenpyrolyse und Anlagen in der Produktion von Keton und Essigsäurehydrid. Gefertigt werden aus Alloy 800H außerdem Bauteile für den Hochtemperaturbereich im Kraftwerksbau. Zu den weiteren Anwendungsbereichen von 1.4876 / 1.4958 zählen die Automobilindustrie, Umweltschutzanlagen, Labortechnik und Quenchsysteme.
Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an unsere Mitarbeiter von Georg Grimm Edelstahlhandlung.