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S355J2: Unlegierter Baustahl mit vormaligem Kurznamen St52
Der Werkstoff S355J2 bzw. S355J2G3, der die Werkstoffnummer 1.0570 trägt, ist ein unlegierter Baustahl mit veraltetem, aber noch immer weit verbreitetem Kurznamen St52-3. S355J2 ähnelt im amerikanischen Normensystem AISI 1024 und ASTM A29. Gemäß der Richtanalyse enthält S355J2 max. 0,20 % Kohlenstoff – bzw. max. 0,22 % Kohlenstoff bei Dicken ab 40 mm – max. 0,55 % Silizium, max. 1,60 % Mangan, max. 0,035 % Phosphor und max. 0,035 % Schwefel. Da sich das Vorhandensein von Stickstoff bei der Produktion nicht gänzlich ausschließen lässt, ist dieser durch die Beimischung von beispielsweise mind. 0,02 % Aluminium abzubinden. Um die Korngröße zu kontrollieren, sind nach EN 10250-2 Legierungselemente wie Aluminium, Titan, Vanadium oder Niob vorgesehen. Ebenfalls enthalten sein dürfen danach max. 0,30 % Chrom, max. 0,08 % Molybdän und max. 0,30 % Nickel, wenngleich ihr Anteil zusammen max. 0,48 % betragen darf. Der Stahl überzeugt durch seine gute Zähigkeit, verfügt aber lediglich über eine mäßige Verschleißfestigkeit und sogar eine schlechte Korrosionsbeständigkeit. Für gewöhnlich wird S355J2 im Temperaturbereich von -10 °C bis +300 °C eingesetzt.
Zum Lieferumfang der Georg Grimm Edelstahlgroßhandlung GmbH bei der Güte S355J2 gehören Stabstahl in den Ausführungen rund, flach, vierkant und sechskant sowie Winkel, Profile, Blech, Sondermaße, Brennteile, geschweißte Rohre und nahtlose Rohre.
S355J2: Geglühter oder normalisierter Lieferzustand
S355J2 wird üblicherweise im geglühten bzw. normalisierten Zustand mit einer Härte zwischen ca. 170 HB und 180 HB angeliefert. Die Zugfestigkeit Rm reicht von 450 MPa bis 680 MPa. Je nach Materialstärke erreicht die obere Streckgrenze ReH Mindestwerte von 275 MPa bis 355 MPa. Die Bruchdehnung A beträgt längs und quer mind. 17 %. Die Gütegruppe „J2“ im Kurznamen S355J2 steht für eine Kerbschlagarbeit von 27 J längs und 15 J quer bei einer Prüftemperatur von -20 °C und einem Querschnitt zwischen 250 mm und 500 mm.
S355J2 wird bei Temperaturen von 890 °C bis 950 °C normalisiert bzw. normalgeglüht und an der Luft abgekühlt. Indem S355J2 bei Temperaturen von 650 °C bis 700 °C weichgeglüht und im Ofen abgekühlt wird, lässt sich eine Glühhärte von max. 180 HB erzielen. Das Spannungsarmglühen kann im Temperaturbereich zwischen 550 °C und 580 °C stattfinden. Nachdem das Werkstück komplett durchgewärmt wurde, sollte die Temperatur ca. 2 Stunden gehalten werden, bevor es im Ofen auf eine Temperatur von 500 °C und danach an der Luft abgekühlt wird. Das Härten von S355J2 ist unüblich, aber unter Umständen im Temperaturbereich von 860 °C bis 890 °C mit einer Abkühlung in Wasser oder Öl möglich.
S355J2: Gute Schweißbarkeit und Zerspanbarkeit für mechanisch bearbeitete Bauteile
Der geringe Kohlenstoffanteil hat eine gute Schweißbarkeit zur Folge, sodass S355J2 mithilfe aller üblichen Verfahren geschweißt werden kann. Ein anschließendes Spannungsarmglühen des Werkstücks bei Temperaturen zwischen 550 °C und 580 °C ist ratsam. Andererseits bewirkt der niedrige Kohlenstoffgehalt eine hervorragende Zerspanbarkeit und ein hohes Zerspanungsvolumen. Folglich lässt sich S355J2 bereits im Anlieferzustand besser als die Güte S235JR zerspanen. S355J2 ist außerdem durch Magnetisierbarkeit und exakte Formstabilität gekennzeichnet, aber nicht polierbar. Auch von einer Automatenbearbeitung oder Kaltumformung ist abzusehen.
Gefertigt werden aus der Güte allerlei mechanisch bearbeitete, ungehärtete Bauteile bzw. Normalien, die keine hohen Anforderungen an die Festigkeit erfüllen müssen. Dazu zählen Buchsenteile, Getriebekästen, Rollenkörper, Säulengestelle und Stößel. Standardmäßig wird S355J2 zu einfachen Bauteilen im Maschinenbau und Anlagenbau verarbeitet. Zum Anwendungsbereich zählen ferner der Apparatebau, Prototypenbau, Vorrichtungsbau und Werkzeugbau. Ebenso eignet sich S355J2 als Formenaufbaustahl im Formenbau und Stanzbau für Grundplatten, Montageplatten oder Formrahmen. S355J2 dient zudem nicht nur zur Herstellung von Komponenten im Automobilbau in Form von Kolbenringen, Sensoren oder Turbolagern, sondern auch in der Luftfahrt und Energietechnik. Weitere Industriezweige, die auf den Werkstoff zurückgreifen, sind die Gasindustrie, Ölindustrie und Elektronikindustrie.
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