Bestimmend für die Entwicklung der Edelstahlpreise sind zwei wesentliche Legierungselemente, und zwar Chrom sowie Nickel.

Seit Februar diesen Jahres folgen die börsennotierten Preise für Chrom einem fallenden Trend, im Gegensatz zum Referenzpreis von 1,15 US Dollar pro Pfund Chrom-Inhalt, der aktuell den höchsten Stand seit dem zweiten Quartal 2010 erreicht hat.

Führende Institute fragen sich, ob der Zeitpunkt gekommen ist, an dem sich der derzeitige Nachfragemarkt zum Angebotsmarkt ändert, weil die Angebotsseite über den Rohstoff-Preis bestimmt.

Für die Rohstoffveredler in Südafrika ist es derzeit wirtschaftlich günstiger, die Produktion zu drosseln und die eingekauften Strommengen dem dortigen staatlichen Versorgers ESKOM wieder zurück zu verkaufen. Aufgrund einer dann zu erwartenden Stilllegung der dortigen Öfen könnten ca. 400.000 to aus dem Markt genommen werden. Diese Menge entspricht in etwa einem Quartalsimport der Europäischen Gemeinschaft.

Die Verknappung dieser wesentlichen Legierungselemente zeigt aber auch, welchem Preis- und Kostendruck die Produzenten in Südafrika bis jetzt ausgesetzt sind.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Preisentwicklung auf den weltweit größten Importeur China auswirken wird. Chinesische Edelstahlproduzenten kaufen Ferro-Chrom unter 1,15 US Dollar. Tendenziell sinken dort die Preise für die Legierungselemente genau so wie für Eisenerz. Die Importpreise liegen auf dem niedrigsten Niveau, so dass Chinas Inlandserzeugung an Ferro-Chrom deutlich steigen dürfte.

Bei Nickel ist die Situation durch wachsende Nachfrage – in 2011 ca. +7 % – anders. Die gesteigerte Nachfrage resultiert einzig und allein aus dem ansteigenden Bedarf in China. Hauptabnehmer für Nickel ist die dortige Edelstahlindustrie mit 60-65 % des weltweiten Nickelbedarfes. In China wuchs der Bedarf an Primärnickel in den letzten 10 Jahren durchschnittlich um circa 25 % p.a. und erreichte 2011 einen Marktanteil von mehr als 43 %. Diese Zunahme hat die Nachfrage aus anderen Regionen der Welt lediglich ersetzt mit der Folge, dass der Weltbedarf außerhalb Chinas im gleichen Zeitraum auf 57 % geschrumpft ist.

Mit dem rasanten Anstieg der Rostfrei-Produktion in China wurden immer mehr Rohstoffe benötigt. Ein einheimischer Schrottmarkt konnte sich jedoch nicht so schnell parallel zur Erzeugung von Rostfrei entwickeln. Zwischenzeitlich wurden die Fehlmengen mit Primärrohstoffen weltweit gedeckt. Die Lücke beginnt sich erst seit 2005 langsam zu schließen. An der Londoner Metall-Börse (LME) hat sich diese Verknappung noch nicht im Rahmen der Preisfindung niedergeschlagen. Aber vielleicht steht ja die Angebotsseite wieder im Vordergrund und diese sieht – trotz Beschränkungen des Erzhandels in China – nicht schlecht aus.

Schreibe einen Kommentar